Ein sehr interessantes Thema: Sigmar Gabriel taucht in den letzten Wochen vermehrt mit Homestories auf – u.a. mit Frau in Kind in der Bunten, in der Welt, im ARD/ZDF Morgenmagazin. Ist das Kalkül oder Zufall (schließlich wird im kommenden Jahr gewählt …)?
Ein toller Beitrag von Daniel Bouhs:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Neuer-Gabriel-in-der-Vaterrolle-zum-Imagewandel,gabriel562.html
Hier mein gesamter, fast 20-minütiger Beitrag:
Meine Thesen:
Gabriel inszeniert sein Privatleben aus politischem Kalkül. Ich bin überzeugt, dass die Darstellung einem Strategie folgt und sauber geplant wird. Das ist clever, denn er macht es gut.
Dass ein prominenter Politiker seine Rolle als Vater herausstellt ist neu. Es passt in die heutige Zeit und macht einen besonders vertrauenswürdig. Denn die Familie erdet den Menschen.Und als einer der ersten „Vater-Politiker“ profitiert Gabriel hier auch von einer Rolle, die für Medien interessant – weil neu – ist.
Menschen sind heute politikverdrossen. Sie haben das Blabla der Politker satt. Das Gefühl, einen Menschen zu kennen, erzeugt Nähe. Bürgernähe. Es wird ja eher der Politiker gewählt als die Partei, die er oder sie vertritt.
Seine privaten Botschaften sind sehr gut gesetzt. Es zeigt einen normalen Menschen, der auch seine Familie vermisst. Das ist wirksamer als glamouröse Selbstdarstellung mit Brioni-Anzug und Cohiba-Zigarre für 30 Euro das Stück.
Grundsätzlich ist es – für Politker und Wirtschaftsbosse – schwer, eine Tür ins Private so zu öffnen, dass authentisch wirkt. Menschen erkennen schnell, ob sich jemand nur ranschmeissen will oder ob es wirklich echt ist. Und viele haben sich die Finger mit der Darstellung ihres Privatlebens schon verbrannt.
Gabriel in der Bunten: einen so positiven Artikel wird man nicht im Politikteil der Tageszeitung finden. Das wird ihm nutzen. Auch die Darstellungen in anderen Homestories, in der Welt oder im Morgenmagazin, zeichnen ein positives Bild.
Mit der offenen Darstellung der Nazivergangenenheit des Vaters „brennt“ Gabriel in potentiell kritisches Medienthema „kontrolliert“ ab. Damit verhindert er eine Skandalisierung in einer Zeit, die vielleicht für ihn kritisch wäre.
# # # Christof Schramm # # #